Donaumike am Ziel
Meine Vierjahreszeiten als einarmiger Bandit auf der Donau bei Ingolstadt
Eine etwas andere Pizza durfte ich über einhundertmal Stück für Stück; anders genießen. Der Belag, eine bunte Vielfalt vom guten und bösen. Angefangen hat es im Fluss an den ersten jungen Stunden des Jahres 2015. Weiße Schneeschleier bedeckten das Ufer der Donau, einige Sektflaschen und Feuerwerkskörper trieben noch von der vergangenen Neujahrsnacht im Fluss.
Im Januar wurden es tatsächlich zehn Ausfahrten gut verteilt, ein guter Start. Ab und zu wurde auch angelandet um etwas Warmes zuzubereiten oder um nur den heißen Tee zu genießen. Diese Gewohnheiten zogen sich gut übers Jahr.
Im Februar beim ersten Donaustrandbesuch unterhalb der Staustufe, zog ich mir beim Aussteigen aus meinem Kanu eine schwindlige Bänderverletzung zu, sodass weitere Anfahrten verspätet unternommen werden mussten um nicht einzurosten.
Im Frühjahr kamen höhere Pegel, wo Schritt für Schritt paddeltechnische Fertigkeiten erarbeitet und auch bestehende Grenzen neu verrückt wurden.
Zwischen diesen Donaufahrten blieben glücklicherweise auch Zeitfenster für andere Flüsse über, um mit einigen Weggefährten unseres Vereins, auf Wiesent, Loisach, Isar, und auch auf unserer Donau; schöne Stunden mit zu erleben.
Einige Tage im Sommer war das Eiland, die Steininsel unterhalb der Konrad- Adenauer- Brücke, bunt beflaggt. Die Insel wurde sicher von Eroberern hin und her gerissen. Ein kleiner Schatz in Form eines Geocaches wurde dort versteckt und auch entdeckt. Daraufhin schiffte ich mit meiner Tochter in mein Kanu ein und eroberten kurz für uns, diesen kleinen Kontinent.
Einer Hirschkuh wie im Jahr zuvor, konnte ich diesmal nicht unterhalb der Schillerbrücke in die Augen starren. Dafür eine Vielzahl von Biberaktivitäten säumte das Ufer. Die Biber ließen sich nicht nur zur Abendstunde gerne blicken. Einmal flitzte ein Kaninchen der Uferböschung nahe der Eisenbahnbrücke hinauf. Zweimal ließ sich eine Katze blicken. Schwäne, Graureiher, Kormorane, Eichelhäher, Enten,….eine Vielfalt von Libellen, sowie die kleinen wie großen Fische waren die Begleiter. Die treuste Vorhut waren die Eisvögel, sie flogen nahezu bei jeder Donaufahrt voraus.
Der Sommer wurde heiß, das Donauwasser warm. So kenterte ich doch lieber im nahegelegenen Auwaldsee, und dies war auch gut so.
Im Spätsommer bei flachem Pegel, wurde Atlantis teilweise entdeckt. Ein Bahngleis ohne Bahnhof , zwei leere Bettgestelle, ein Feuerlöscher, verlaufene Einkaufswägen, eine Autobatterie ohne zugehörigem Auto, nahezu fünfzig Fahrräder mit und ohne Luft, Fahrradständer ohne Fahrräder, leere Mülleimer, einen Kugelgrill ohne Holzkohle, Verkehrsschilder und Baken, ein Straßenschild ohne Häuser, ein Kinderwagenuntersatz mit Rädern, eine Grablaterne ohne Grabstein , ein Fußballtor ohne Netz, ein Auspuff ohne Auto; und vieles mehr.
An einigen Flaschen und Dosen, die hier und da umher dümpelten, konnte ich nicht oft vorbei paddeln. Pfandtechnisch wurden so 13,82 € aus der Donau in diesem Jahr erzielt. Die Bergung der Autobatterie und einiger Fahrradleichen wurde ein Akt für sich.
Im Frühherbst wurden grenzwertige Winderfahrungen mit Seegang auf der Donau gemacht. Der goldene Herbst zeigte wieder seine ganze Bracht. Im Spätherbst kletterten die Temperaturen mehrmals untypisch weit nach oben. Dieses wurde ein Ansporn, die Staustufe zu überwinden und über dem Donaustausee hinaus zu paddeln.
Am 16. November wurden es dann doch noch einhundert Donaufahrten.
Für die 100 An- und Abfahrten mit dem Fahrrad zum Bootshaus und zurück, läppern sich etwa 460 Kilometer zusammen. Die Fahrzeit zusammengerechnet, Betrug etwa 23 Stunden und 20 Minuten.
Übers Jahr verteilt wurden auf dem Bootshausgelände, an und auf der Donau, neue bunte Bekanntschaften gemacht.
Das Paddeljahr 2015 ist bald zu ende, es kommt aber sicher ein neues.
Ahoi Mike